Schon vor längerer Zeit (könnt ihr hier nachlesen) haben wir darüber geschrieben, warum wir uns an unserem Kasten für eine Markise ohne Stützen entscheiden würden. Nun mit Erwerb unseres 711d stand auch die Kaufentscheidung für eine Markise an. Wie zuvor geplant, fiel die Entscheidung auf eine stützenlose und elektrische Markise.
Dometic Perfectroof 4500 und Adapter
Erfreulicherweise lag unsere Wunschmarkise nur ein paar Kilometer entfernt im Shop eines der großen Camping Ausstatter auf Lager. Zudem war die Dometic Perfectroof 4500 Markise massiv reduziert, da der Ausstatter das Modell aus dem Katalog und Programm genommen hat. Glück muss man manchmal haben. So konnten wir für 720 Euro tatsächlich ein ziemliches Schnäppchen machen. Daher bin ich auch direkt in unseren gerade entkernten Kasten gesprungen und losgefahren. Nicht das jemand zufällig gerade genau dasselbe Modell in 369cm sucht, denn es war die letzte Markise des Händlers deutschlandweit.
Die Markise lag dann allerdings noch einige Zeit ungenutzt bei uns herum, da andere Arbeiten am Bus unsere Aufmerksamkeit beanspruchten. Zudem hatten wir noch das Problem zu entscheiden, welcher der lieferbaren Adapter am besten zu unserem Mercedes 711d passt. Denn leider ist die Auswahl an Adaptern bei Dometic sehr übersichtlich und für ein derart altes Fahrzeug wie das unseres gibt es eben keinen passenden Adapter von der Stange. Auch gibt es keinen Adapter für einen Mercedes Vario (Bauzeit bei 2013) welcher ja ebenso gepasst hätte. Diesbezüglich war uns im Vorfeld schon klar, das ein wenig Anpassungsarbeit auf uns zu käme.
Da die Adapter zudem nahezu so lang wie die Markisen selber sind, ließen sich auch nicht einfach mal ein paar Adapter zur Auswahl bestellen. Ein Telefonat mit Dometic war sehr ernüchternd, denn dort war man auch nicht in der Lage uns ein paar kurze 10cm Musterstücke zu schicken. Somit blieb nur das Prinzip Hoffnung und wir bestellten einfach den Adapter für einen Carthago C-Line, der uns verhältnismäßig universal und passend für die Dachrundung unseres Fahrzeuges erschien.
Anpassen des Adapters
Nach Abholung des Adapters (Lieferung dauerte etwa 3 Wochen) stieg die Spannung, ob der Adapter nun tatsächlich auch passen würde. Tatsächlich hatten wir Glück und die Rundung passte tatsächlich recht gut zu unserem Fahrzeug. Nur am hinteren Ende der Rundung blieb ein kleiner Spalt übrig, wo also etwas mehr Konstruktionskleber notwendig werden würde.
Allerdings befinden sich auch die Bohrungen für die Befestigungsschrauben im hinteren Teil der Adapterrundung, die für uns so nicht verwendbar waren, da der Adapter sich ansonsten beim Anziehen der Schrauben im vorderen Bereich hoch gezogen, während sich der hintere Teil ans Fahrzeug heran gezogen hätte. Einen Spalt von ein bis zwei Zentimetern mit Kleber zu füllen, ist nicht wirklich sinnvoll.
Somit waren wir gezwungen die Befestigungsschrauben in den Bereich des Adapters zu verlegen, der absolut Plan am Fahrzeug anliegt. Also genau mittig in die Adapterrundung. Dies ist mit einem Akkuschrauber problemlos möglich. Statt auf zwei Schrauben zu setzen, die der Hersteller in seiner Montageanleitung empfahl, haben wir jetzt allerdings vier Schrauben verendet.
Nachdem wir den Adapter angepasst, die neuen Schraubpunkte auf die Karosserie übertragen und auch dort gebohrt hatten, konnte der Adapter mit der Karosserie verklebt werden. Hierfür muss zuvor sowohl die Karosserie wie auch der Adapter mit einem entfettenden Mittel gereinigt werden. Wir haben Spiritus verwendet, es geht aber auch Bremsenreiniger oder Aceton.
Im Anschluss pinselten wir einen Primer (Sika) auf beide Klebeflächen (Adapter & Karosserie), der für einen besseren Haft- und Klebeeffekt des Konstruktionsklebers sorgt. Dann haben wir mit einer Kartuschenpresse den Konstruktionskleber (wir verwendeten Sikaflex 252) auf den Adapter gedrückt und diesen im Anschluss direkt auf die Karosserie gesetzt.
Tipp: Wenn ihr einen Markisen Adapter montiert, steckt euch zwei lange Schrauben bereits durch die Schraublöcher, so habt ihr eine Führung hin zu euren gebohrten Löchern in der Karosserie und vermeidet so, den Adapter schräg oder sonst wie versetzt auf die Karosserie aufzusetzen. Denn den daran anschließenden Reinigungsaufwand benötigt keiner, wenn man die Karosserie von Sikaflex wieder reinigen muss, falls man sich beim Aufsetzen des Adapter auch nur um ein paar Millimeter vertan hat.
Nachdem man den Adapter aufgesetzt hat, sollte man auch recht zügig die Schrauben fest ziehen, damit sich der Konstruktionskleber gleichmäßig verteilt und sich der Adapter an die Karosserie heran zieht. Zudem verzeiht der Konstruktionskleber lange Wartezeiten nicht, zumindest nicht bei 35° Celsius Außentemperatur, die herrschten als wir die Markise angebaut haben.
Wie vorstehend erwähnt, hatten wir an der unteren Seite des Adapters nun einen minimalen und oberhalb der Rundung etwa einen 3mm Spalt, den es zu schließen galt. Daher haben wir den Adapter noch kurz ordentlich mit Kreppband abgeklebt und die Spalte entsprechend mit Sikaflex 252 verfüllt und die Kanten zum Abschluss entsprechend sauber abgezogen.
Anbau der Markise
Nach Anbau des Adapters kann man nahezu direkt auch die Markise aufsetzen. Das ist tatsächlich keine große Sache mehr, denn diese wird nur mit einigen Schrauben an dem Adapter befestigt. Wichtig, verwendet unbedingt eine flüssige mittelfeste Schraubensicherung, damit sich die Schrauben nicht während der Fahrt lösen können.
Im Anschluss bleibt nur noch das lange Kabel für den Markisenmotor. Dafür bohrt unweit der Markise eine Durchführung und führt das Kabel durch eine entsprechende Tülle ins Innere des Fahrzeugs. Wir haben diese zusätzlich mit Sikaflex verklebet, allerdings hier mit 221, das nicht eine ganz so starke Klebekraft besitzt wie der Konstruktionskleber 252.
Um die Markise in Betrieb zu nehmen, braucht man diese nur noch zu verkabeln, was recht schnell geht. Unbedingt anschließen sollte man D+ (also Lichtmaschine), denn so wird verhindert, dass sich die Markise bei laufendem Motor ausfahren lässt.
Grundsätzlich wird die Markise mit einer Fernbedienung betätigt, mehr umfasst auch der Lieferumfang nicht, wer will kann hier aber auch noch einen manuellen Schalter im Innenraum integrieren. Dies ist möglich und auch als Zubehör bei Dometic erwerbbar.
Fahrzeugspezifische Anpassungen am 711d
Wenn man hingeht und Adapter und Markise für das eigene Fahrzeug anpasst, dann sollte man dies mit etwas mehr Sachverstand tun, als wenn man nur einer Anleitung eines Hersteller folgt. Wie oben beschrieben, beginnt dies bei uns mit der Anpassung des Adapters, bei der Verwendung von einigen zusätzliichen Schrauben und dem Verzicht der mitgelieferten Adapterhülsen, denn diese waren bei einer Blechkarosserie schlicht überflüssig.
Wichtig ist, sich konstruktiv vor Beginn der Arbeiten in das eigene Fahrzeug hinein zu versetzen, denn eine Markise hat einen ziemlichen Hebelarm, der durchaus in der Lage ist die Karosserie des Fahrzeuges nachhaltig zu verformen. Beispielsweise, wenn die Markise ausgefahren ist und eine Böe drunter haut. Alternativ auch, wenn das Blech schlicht zu dünn ist, um die Kräfte aufzunehmen. Ein Knick im Fahrzeugdach ist sicherlich nichts, was man haben will.
Beim 711d ist das Blech recht großzügig dimensioniert, da kann man auch problemlos auf dem Fahrzeug laufen. An der Rundung allerdings, genau dort wo die Markise verschraubt wird und die Hebelkräfte wirken, liegt das Blech nicht mehr auf den quer laufenden Hutprofilen der Karosserie auf. Genau in diesem Übergang von den querlaufenden zu den senkrechten Profilen ist die innere Rundung enger gefasst und dort befindet sich ein Spalt von etwa 15 cm Länge und bis zu 1,5cm Stärke zum Außenblech. So entsteht bei ausgefahrener Markise eine Bewegung im Blech, die wir natürlich so nicht haben wollen.
Wir haben dies kompensiert, indem wir von den Freiraum zwischen den Hutprofilen und dem Blech mit passend zurecht geschliffenen Holzklötzchen an genau diesen fünf Stellen gefüllt und mit Konstruktionskleber verklebt haben. Die Kraft bei ausgefahrener Markise wird so nun auf die senkrechten und querlaufenden Hutprofile gebracht und die notwendige Stabilität für die Markise ist gewährleistet. Hier bewegt sich bei uns nun nichts mehr.
Ähnliches wird bei vielen anderen Fahrzeugen der Fall sein. Schaut euch die Gegebenheiten bei euch ganz genau an, um eine böse Überraschung später zu vermeiden. Bei Dach- und auch Wandmarkisen kann es so bspw. sinnvoll sein, von innen Hölzer am Blech zu verkleben und die Markisenschrauben länger zu wählen, entsprechend durchzuführen und die Konstruktion so insgesamt zu verstärken.
Benötigte Materialien für den Anbau
Die Markise lässt sich nur mit zwei Personen montieren. Der Zeitaufwand liegt bei etwa 3 Stunden, inklusive Anpassen des Adapters. Für das zurecht schleifen der Holzstückchen kommt individuell noch Zeit hinzu. Ihr benötigt:
- Markise (720 Euro, allerdings als Restposten günstig erworben)
- Adapter (133 Euro)
- Akkubohrmaschine + Bohrer
- Montageset (Schrauben, etc, liegt bei, eventuell andere Schrauben besorgen)
- Sikaflex 252 Konstruktionskleber (3 Kartuschen a 16 Euro)
- Sikaflex 221 Kleb & Dicht (1 Kartusche a 6 Euro)
- Sikaflex Primer (ungefähr 30 Euro, reicht lange)
- Sonstiges Werkzeug (Kartuschenpresse, Schraubenschlüssel, …)
Fazit nach bereits kurzer Nutzung
Die stützenlose Markiese war die absolut richtige Wahl für uns. Wer vorher selten (wie wir) die Markise ausgefahren hat, wird ein solches Modell lieben. Scheint die Sonne durch die Schiebetüre, einfach kurz ein Stück ausfahren. Schon sitzt man auch bei offener Schiebetür in der Sitzgruppe im Schatten.
Steht man auf einem Stellplatz oder irgendwo in der Natur, einfach kurz ausfahren, wenn man Schatten will und ebenso schnell wieder einfahren, wenn jemand den Parkplatz auf dem Stellplatz neben euch braucht oder man irgendwo schlicht verjagt wird. Alles mit einer herkömmlichen Markise nicht möglich. Eine solche ist schlicht ein Option für den Campingplatz oder wenn man länger an einer Stelle steht, wo die Verwendung einer Markise möglich ist.
Direkt an der Küste oder in windreichen Gegenden sollte man die Markise allerdings nicht unbedingt zu 100% ausfahren, denn der Hebelarm, der auf Fahrzeug, Karosserie und Markise wirkt, vergrößert sich mit jedem ausgefahrenen Zentimeter.
Dennoch, eine elektrische und stützenlose Markise eröffnet einem völlig neue Möglichkeiten der Nutzung, da diese schnell ausgefahren und genauso schnell auch wieder eingefahren ist. Perfekt für alle, die mehr reisen als stehen. Wer viel unterwegs ist, der nutzt erfahrungsgemäß seine Markise nicht sonderlich viel, da der Aufwand des Aufbaus irgendwann schlicht gescheut wird.
Darüber hinaus gibt es für die stützenlose Markise ein „Weather Kit“, das einem auf dem Campingplatz ermöglicht Stützen zu verwenden und die Markise entsprechend auch abzuspannen. Dieses Kit gehört auch zum Lieferumfang der Markise, liegt also bei Kauf bei. Bei Montage des Kits ist auch der Windsensor abgeschaltet und die Markise fährt bei Böhen oder Wind nicht mehr automatisch ein. Mit Verwendung des „Weather Kits“ entspricht die Markise wieder genau dem, was man von anderen Markisen gewohnt ist. Wer länger an der Küste parkt oder auf dem Campingplatz steht, kann die Konstruktion so dann entsprechend entlasten. Wir haben es bisher noch nicht gebraucht.
Wäre eine stützenlose Markise auch eine Option für euch?
Klasse! habe eine Bitte, gibt es einen elektrischen Anschlußplan? Gibt es Bilder, wo ich sehe wie eine LED – Leiste anschließen kann? Dometic ist leider nicht sehr hilfsbereit.
Wäre dankbar für eure Hilfe.
Gruß Werner